ZURÜCK

 

Wird in Deutschland zuviel geröntgt?

 

Jede notwendige, aber nicht durchgeführte Röntgenuntersuchung schadet mehr als eine unnötige, weil Diagnose und Behandlung verzögert werden.

Jährlich berechnet das Bundesamt für Strahlenschutz (BfS) die durchschnittliche Strahlendosis durch medizinische Röntgenuntersuchungen je Einwohner und verkündet: „in Deutschland wird zu viel geröntgt“.
Richtig wäre nur die Feststellung, dass in Deutschland mehr geröntgt wird als in anderen Ländern. Denn es gibt keine Untersuchungen dazu, wie viel Röntgen wünschenswert oder notwendig ist. Patientenbefragungen zeigen, dass eine schnelle und umfassende Diagnostik wichtig ist und zum guten Ruf des deutschen Gesundheitswesens beiträgt. Und bei der Strahlenbelastung liegt Deutschland gleich auf mit der Schweiz oder Luxemburg und noch hinter den USA oder Japan.1

Die kollektive Strahlendosis durch Röntgen ist etwa so hoch wie die natürliche Strahlung2, sagt aber für den Einzelnen nichts aus. Über 60 % der Röntgenuntersuchungen erfolgen bei Patienten über 60 Jahren und CT-Untersuchungen zu über 80 % bei Krebspatienten3 . Bei diesen Patienten und ab diesem Alter nimmt das Risiko durch Röntgenstrahlung erheblich ab.

Außerdem wird in Deutschland mit sehr effektiven Mitteln verhindert, dass unnötige Röntgenuntersuchungen erfolgen:
- Ein Radiologe darf nur dann eine Röntgenuntersuchung durchführen, wenn dies von einem anderen Arzt angefordert wurde.
- Vor jeder einzelnen Röntgenuntersuchung muss durch einen qualifizierten Arzt Risiko und Nutzen der Untersuchung abgewogen und dokumentiert werden und
- Radiologen unterliegen Honorarbudgets. Mehr Untersuchungen bringen nicht mehr Geld, so dass ein Anreiz für Mengenausweitung nicht besteht.

In allen Industrieländern steigt die Zahl der CT-Untersuchungen wegen der immer neuen diagnostischen Möglichkeiten. Ebenso wie die Untersuchungen mit MRT, die keine radioaktive Strahlung verursacht. Dabei sinkt durch den technischen Fortschritt die Strahlenbelastung bei der einzelnen Untersuchung erheblich. Erst dieses Jahr wurden die Referenzwerte für Röntgenuntersuchungen im Durchschnitt um 30 - 50 % gesenkt.

Eine Besonderheit allerdings gibt es nur in Deutschland: nur 26 % aller konventionellen Röntgenuntersuchungen werden von Radiologen durchgeführt, die nur auf Zuweisung durch einen anderen Arzt röntgen dürfen. Der Rest von Orthopäden, Chirurgen etc., die sich die Leistungen selbst zuweisen. Für die durchschnittliche Strahlendosis pro Einwohner fällt das zwar nicht ins Gewicht, wohl aber für den einzelnen Patienten. Deswegen hält das BSF eine „Sensibilisierung der Patienten für das Problem der Selbstzuweisung“4 für wichtig.

Weitere Informationen dazu finden sie auch auf der Homepage des Bundesamts für Strahlenschutz

BfS Jahresbericht 2009, S. 43

BfS Strahlenthemen, Röntgendiagnostik - schädlich oder nützlich?, S. 4

BfS Strahlenexposition durch medizinische Massnahmen Auswertung 1996-2006, S.7

BfS Jahresbericht 2007, S. 66